Die Kreisligen vor der Winterpause – Nur noch Spannung um Platz zwei

Eine Handvoll Vereine kämpft um den Aufstiegs- Relegationsplatz. Der Titel scheint hingegen längst vergeben.

Hof – Am 21. Spieltag ist es dann doch passiert: Spitzenreiter SG Regnitzlosau verlor die ersten Punkte in der Kreisliga Nord. Der FC Wüstenselbitz trotzte der Mannschaft von Trainer Stefan Stadelmann am 11. Oktober in der vorletzten Spielminute noch ein 4:4 ab. Und somit war in Regnitzlosau die Hoffnung auf einen verlustpunktfreien Kreisliga-Durchmarsch zum sofortigen Wiederaufstieg in die Bezirksliga erloschen. Das neue Ziel war schnell gefunden: Ungeschlagen den Titel holen.

Zumindest an der Meisterschaft dürften nur noch allergrößte Pessi- misten zweifeln. Die SG (64 Punkte) führt die Tabelle mit zwölf Punkten Vorsprung an. Stand November 2020 muss Regnitzlosau aus den noch ausstehenden acht Spielen zwölf Punkte holen, und der Titel ist der Stadelmann-Elf nicht mehr zu nehmen.

Die Verfolger haben die Meisterschaft bereits abgeschrieben. Ihre ganze Konzentration gilt dem Kampf um Platz zwei, jenen Rang, der zur

Aufstieg-Relegation berechtigt. Fünf Klubs dürfen sich hier noch Chancen ausrechnen. Damit ist selbst der Tabellensechste SV 05 Froschbachtal noch in der Verlosung. Der Grund ist in der schiefen Tabelle zu suchen. Die Fußballer aus dem Frankenwald haben erst 20 Spiele ausgetragen und könnten – Siege vorausgesetzt – in der Tabelle noch nach oben klettern.

Die besten Karten auf Rang zwei hält aber wohl der FC Frankenwald in der Hand. Die Mannschaft von Spielertrainer Fabian Rauh belegt aktuell mit 45 Punkten den dritten Tabellenplatz, hat aber drei Partien weniger ausgetragen als der Zweite FC Waldstein (46 Punkte) und der Vierte FC Martinsreuth (43).

„Das ist die Gretchenfrage, ob uns unsere vielen Nachholpartien am Ende nicht auf die Füße fallen“, sagt Rauh. Es besteht die Gefahr von Englischen Wochen für den Kreisligisten im Frühjahr. Doch Rauh neigt nicht zum Pessimismus. „Es ist gut, dass es so ist, wie es ist. Es liegt allein an uns, ob wir am Ende auf dem zweiten Platz bleiben. Den wollen wir jetzt natürlich wuppen.“

„Frankenwald hat es zwar in der eigenen Hand, entschieden ist aber noch nichts. Es kann noch viel passieren“, sagt Thomas Klier. Der Trainer des FC Waldstein will mit seiner Mannschaft in den für sie noch ausstehenden sieben Spielen jedenfalls alles daransetzen, auch zum Saisonende auf diesem zweiten Platz zu stehen. Dass Waldstein überhaupt noch im Rennen ist, verdankt es dem 1:0-Auswärtssieg beim FC Frankenwald. Klier: „Das war enorm wichtig.“ Dieser Erfolg habe zugleich die Ambitionen der Mannschaft unterstrichen, um den Aufstieg spielen zu wollen. In Neuzugang Alexander Walter habe man sich zudem personell verstärken können.

Für Klier wird entscheidend sein, wie er mit seiner Mannschaft überwintert. „Eine Planung ist momentan ja ganz, ganz schwierig.“ Hallenturniere wie in der Vergangenheit, bei denen Waldstein zuletzt immer sehr erfolgreich war, wird es in dieser Winterpause nicht geben. „Mal sehen, wann wir wieder loslegen können“, sagt Klier.

Andreas Döhnel hat zu Saisonbe- ginn 2019/20 das Traineramt in Martinsreuth angetreten – als Aufstiegstrainer. Der 32-Jährige hatte Faßmannsreuth zur Kreisklassen-Meisterschaft geführt, lange vorher jedoch stand bereits sein Wechsel nach Martinsreuth fest. Mit einem klaren Auftrag: Einen personellen Umbruch einzuleiten und den arrivierten Kreisligisten vielleicht doch wieder eine Liga höher zu hieven. Im Verein sieht man dazu aber keine Eile. Es geht um langfristige Ziele. „Wir sind frei von Druck“, sagt Döhnel mit Blick auf die Restsaison.

Was ihn zurzeit mehr umtreibt, ist die Frage, wie es weitergehen wird. „Das ist schon komisch. Gefühlt bin ich in der zweiten Saison, ich plane die dritte oder gar vierte Vorbereitung“, sagt der 32-Jährige. Doch wann werden die Turnhallen wieder zugänglich sein? Und werden Kunstrasenplätze zur Verfügung stehen? Zur Stunde sind das offene Fragen. Döhnel: „Ich stelle mich darauf ein, immer wieder improvisieren zu müssen.“ Darüber klagen, will er nicht. Dieses Problem hätten schließlich alle seine Trainerkollegen in der Fußball-Kreisliga Nord.

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Quelle: Frankenpost Nr. 257 , 05. November 2020, Text 1: tsr / Text2: Thomas Schubert-Roth