Die Freude ist groß, es geht wieder los!

Nur noch knapp zwei Wochen, dann startet die Fußball-Kreisliga Nord in die Saison 2021/22. Trainer und Verantwortliche im 15er-Tableau erwarten weder eine Überfliegermannschaft noch einen Punktelieferanten. Im Gegenteil: Es wird eng zugehen, oben wie unten. Nur der einstellige Tabellenplatz gibt Sicherheit.

HOF. Die Freude ist groß, es geht wieder los. Nach der monatelangen Corona-Zwangspause rollt der Ball wieder. Nach ersten Test- und Pokalspielen geht es in knapp zwei Wochen in der Fußball-Kreisliga Nord wieder um Punkte. 

Spannung dürfte von Beginn an programmiert sein. Nach oben und nach unten. Geht es nach den Trainern und Verantwortlichen der 15 Mannschaften dürften sich am Ende wohl nur die um die Krone streiten, die am Ende der abgebrochenen Saison 2019/21 sich hinter der ungeschlagenen Überfliegermannschaft SG Regnitzlosau einreihten: der FC Frankenwald und der FC Waldstein. Diese beiden Teams werden immer wieder genannt, geht es um den Titelanwärter. Doch auch dem SV 05 Froschbachtal, FC Martinsreuth und dem TuS Schauenstein werden Chancen auf den Platz an der Sonne eingeräumt. 

Thomas Klier nimmt die Favoritenrolle an. Der 55-jährige Trainer des FC Waldstein stellt fest: „Wir haben uns noch einmal in der Breite verstärkt und an Qualität zugelegt. Wir waren in den vergangenen drei Spielzeiten Zweiter, Dritter und Vierter. Soll ich da jetzt sagen, wir spielen um einen Mittelfeldplatz?“ Die Qualität, von der Klier spricht, hat einen Namen: Fabian Sturm. Der 27-jährige Außenbahnspieler war zuletzt Stammspieler beim Landesligisten FC Vorwärts Röslau. Dessen Anfahrtszeiten ins Training und zum Spiel werden nun kürzer. Sturm wohnt in Weißdorf. Mit ihm und den anderen Neuzugängen habe der Verein die Voraussetzungen „für ganz vorn geschaffen“, sagt Klier. Und schränkt dann doch etwas ein: „Sofern wir von größeren Verletzungen verschont bleiben.“ Schließlich wisse ja niemand, wie sich die monatelange Pause nun, wenn’s ernst wird, auswirkt auf die Muskulatur der Amateure. 

Außerdem weiß er selbstverständlich um die Binsenweisheit, dass im Fußball immer alles möglich ist. Potenzielle Kontrahenten um den Titel sieht er deshalb zuhauf. Es sind die üblichen Verdächtigen: SV 05 Froschbachtal, FC Martinsreuth oder TuS Schauenstein – und vor allem der FC Frankenwald. 

Gleich am ersten Spieltag treffen die beiden Teams in Weißdorf aufeinander. Das letzte Punktspiel vor der Corona-Zwangspause war ebenfalls gegen den FC Frankenwald, am 18. Oktober 2020 in Grafengehaig ging die Klier-Elf als Sieger vom Platz. Das einzige Tor schoss damals Patrick Rüger. Der Waldstein-Coach hätte nichts dagegen, sollte sich in diesem Fall Geschichte wiederholen. Dass es gleich gegen einen Mitfavoriten geht, stört Klier nicht: „Da weiß ich wenigstens, was mich erwartet. Das ist mir lieber als gegen einen Aufsteiger“, so sein einleuchtendes Argument.

Zahlreiche Topteams mit hoher individueller Qualität hat auch Ralf Bröcker in der Liga ausgemacht. Der Trainer des SV 05 Froschbachtal will dennoch mit seiner Mannschaft oben mitspielen. Seine Zuversicht schöpft er aus dem Wissen um ein gewachsenes Team, das durch junge Talente wie Tim Zelnhefer und Rainer Hohberger gezielt verstärkt wurde. Das verriet der 55-Jährige dem Internetportal Anpfiff.info. Er geht mit den „Fröschen“ in die dritte gemeinsame Kreisliga-Spielzeit. Zum Auftakt wartet allerdings gleich eine harte Prüfung: Es geht zur zweiten Mannschaft des FC Eintracht Münchberg. Bröcker traut dem Team von Trainer Matthias Fichtner durchaus Großes zu. Aus gutem Grund: Die Münchberger hätten sich sehr gut verstärkt und profitierten wohl auch von ihrer ersten Mannschaft, die in die Landesliga aufgestiegen ist.

Angesichts der Tatsache, dass die Kreisliga in der nächsten Saison auf 14 Teams reduziert werden soll, greift in dieser Saison ein sehr scharfer Abstieg: Im 15er-Tableau werden am Ende drei Mannschaften direkt absteigen, zwei müssen in die Mühle der Relegation. Mit anderen Worten: Nur ein einstelliger Tabellenplatz bedeutet Sicherheit.

Angesichts dieser brisanten Konstellation sieht sich die halbe Liga vom ersten Spieltag an im Abstiegskampf. „Es geht um den Klassenerhalt, von Anfang an“, sagt etwa auch Bernd Meyer. Was dazu nötig ist, weiß der 55-jährige Coach des FC Ort. „Wir müssen versuchen, in jedem Spiel eine geschlossene Mannschaftsleistung auf den Platz zu bringen.“ Nur so werde man die nötigen Punkte für den Klassenerhalt sammeln können. Durch die Aufkündigung der Spielgemeinschaft mit dem FC Oberweißenbach sieht Meyer seine Mannschaft nicht geschwächt. Der Orter Coach freut sich schon auf die vielen Derbys. Ort, Wüstenselbitz, Helmbrechts, Enchenreuth-Presseck und Schauenstein – alle liegen in einem Radius von zehn bis 15 Kilometern. „Das verspricht Spannung und wohl auch immer eine größere Kulisse.“ Aber, ergänzt er, einfacher werde es dadurch sicher nicht, am Ende nichts mit dem Abstieg zutun zu haben. Dass ein Drittel der Liga mit dem Abstieg zu tun haben wird, mache die Saison „extrem schwierig“, sagt auch Andreas Deffner, Trainer des FC Höllental. Gerade die Aufsteiger VfB Helmbrechts und FC Wiesla Hof sehen sich von Anfang an unter Zugzwang. Eines wollen diese beiden Klubs auf keinen Fall werden: bloße Punktelieferanten wie der VfB Wölbattendorf, der ohne einen einzigen Punkt den Gang zurück in die Kreisklasse antreten musste.

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Quelle: Frankenpost Nr. 157, 12. Juli 2021, Text: Thomas Schubert-Roht