Bröcker zieht die Reißleine (Frankenpost)

Erster Trainerwechsel in der Fußball-Kreisliga Nord: Ralf Bröcker bietet nach dem Fehlstart seinen Rücktritt beim SV 05 Froschbachtal an. Seine Entscheidung hängt auch mit der Pandemie zusammen.


BOBENGRÜN. 
Erst einmal in den Urlaub – das ist Ralf Bröckers nächstes Ziel. Etwas Gutes hat die Entscheidung, nicht länger Trainer beim Fußball-Kreisligisten SV 05 Froschbachtal zu bleiben: Ralf Bröcker kann nun seine freien Tage genießen, ohne ständig darüber nachzudenken, wie gerade sein Team trainiert oder gespielt hat. Denn seit Beginn der Woche steht fest: Bröcker hat sein Amt nach dem Fehlstart in die Saison zur Verfügung gestellt – und die Vereinsführung der Frösche hatte das Angebot angenommen.

Damit steht in der neuen Saison der erste Trainerwechsel der Kreisliga Nord fest, nachdem im Süden bereits zwei Trainer (Milan Horvath bei Erkersreuth und Udo Schnurrer in Thiersheim) ihren Rückzug erklärt hatten. „Ich mache Corona mit dafür verantwortlich“, sagt nun Bröcker, der im Sommer 2019 – also vor der Pandemie – das Team aus dem Frankenwald von Roland Guthke übernommen hatte. „Während der Pandemie ist viel auf der Strecke geblieben“, sagt er. „Und als Trainer kannst du nicht einfach den Schalter umlegen.“ Nach einem Dreivierteljahr Pause habe er nicht auf Knopfdruck wieder funktionieren können. Aber er musste es.

Bild: Frankenpost.de

Denn schließlich hatten sich die Frösche viel vorgenommen: Angesichts eines Kaders mit einigen Spielern, die bereits höherklassig Erfahrung gesammelt haben, war die Erwartungshaltung von Anfang an groß. Die Frankenwäldler wollten oben angreifen – und sahen sich auch auf einem guten Weg: „Nach der guten Vorbereitung haben wir uns dann auch mehr erhofft“, sagt Bröcker. Ein Sieg im Pokal beim Bezirksligisten FC Trogen machte Hoffnung. „Vielleicht waren wir uns deshalb etwas zu sicher“, sagt Holger Hallbauer, der als Abteilungsleiter Fußball und Trainer der zweiten Mannschaft die Entwicklung hautnah miterlebt hat. Doch auch er spürte zum Ende der Vorbereitung, dass die Luft raus sei – zumal mit Robin Kamprath oder Gustav Gebelein wichtige Spieler fehlten.

Schwarz auf weiß war die Entwicklung dann am ersten Spieltag zu sehen, als das Team mit 0:4 beim FC Eintracht Münchberg II verlor. „Unser Angstgegner“ – so bezeichnete Bröcker die Münchberger. Zwar besiegten die Frösche anschließend Höllental mit 5:0, doch die Entwicklung schien nicht mehr aufzuhalten. 0:2 in Helmbrechts, 2:5 in Schauenstein – die zwei Niederlagen besiegelten Bröckers Schicksal: Er machte den Weg frei – auch wenn gegen Schauenstein aufgrund etlicher Ausfälle eine Entschuldigung für die Niederlage auf der Hand lag. Aber trotzdem spürte der 55-Jährige, dass etwas schiefläuft: „Ich habe gemerkt, dass innerhalb der Mannschaft die Stimmung komisch ist.“ So sprach er mit dem Mannschaftsrat, anschließend mit der sportlichen Leitung – und bot seinen Rücktritt an. „Ich will der Mannschaft nicht im Weg stehen. Jetzt ist sie in der Pflicht und ich hoffe darauf, dass sie die Kurve kriegt. Das Potenzial dazu hat das Team.“

Dem Verein blieb letztlich auch keine andere Möglichkeit, als das Angebot zu akzeptieren. „Die Entscheidung, die Zusammenarbeit mit Ralf Bröcker zu beenden und sein Angebot anzunehmen, ist uns nicht leicht gefallen“, sagte Hallbauer dem Portal Anpfiff.info. Hallbauer übernimmt nun Verantwortung – und wird das Team zusammen mit Daniel Horn und Peter Singer betreuen. Hallbauer und Horn hatten bereits zusammen mit Bröcker die Trainingseinheiten geleitet. „Sie werden also nicht ins kalte Wasser geworfen“, sagt der Ex-Trainer der Frösche. 

Allerdings hätte er wohl die Aufgaben während seiner Amtszeit schon viel stärker auf mehrere Schultern verteilen sollen. „Ich hätte vielleicht mehr delegieren müssen“, sagt er – insbesondere in Hinsicht auf die große Trainingsgruppe, die der Verein im Frankenwald stets hat. So seien Trainingseinheiten stets mit 25 bis 32 Spielern gut besucht gewesen. Eine hohe Trainingsbeteiligung, womöglich sogar zu hoch, um spezifische Details fürs Kreisliga-Team zu trainieren? „Das ist eine Mammutaufgabe für einen Trainer, wenn du 32 Leute in Bewegung halten willst. Der Kern der Arbeit ist bei mir hängen geblieben, wobei ich oft nicht am Kern arbeiten konnte.“ 

Doch damit muss sich nun das Trio Hallbauer/Horn/Singer befassen. Allerdings ist auch diese Lösung aus der Not heraus geboren, wie Hallbauer offen zugibt: „Uns ist keine externe Personalie eingefallen.“ Der Trainermarkt sei wie leer gefegt. „In dieser Konstellation geht es erst einmal bis zur Winterpause weiter. Danach werden wir die Situation neu bewerten.“

Entscheidend wird dann wohl sein, ob das Frösche-Trio den Umschwung gepackt hat – und mit dem Team doch noch mal oben angreift. Der erste Prüfstein ist am Sonntag, 15 Uhr, der FSV Viktoria Hof – und damit ein Gegner, der gut in die Saison gefunden hat, allerdings bislang unter einer Heimschwäche leidet. Für Hallbauer ist aber ohnehin erst einmal etwas anderes wichtig: „Wir wollen die Zeit nutzen, um die Stimmung zu verbessern. Und natürlich dafür sorgen, dass die Jungs künftig mit mehr Einsatz zur Sache gehen.“ 

Ralf Bröcker wird hingegen vorerst nicht wieder auf der Trainerbank zu sehen sein: Urlaub, Heimatbesuch bei der Familie in Norddeutschland und Arbeit – so lautet sein Programm. „Und dann ist auch schon fast wieder Winterpause“, sagt er, der sich allerdings danach wieder ein Engagement vorstellen kann. Dann allerdings am besten ohne eine Corona-Zwangspause.

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Quelle: Frankenpost Nr. 190, 19. August 2021, Text/Foto: Markus Schädlichr