Ein Grundpfeiler jeder erfolgreichen Mannschaft ist der Stürmer mit Torgarantie. Bei der SV 05 Froschbachtal II übernimmt das jemand, dessen Aufgabe eigentlich eine ganz andere ist.
BAD STEBEN/BOBENGRÜN/THIERBACH – Es ist an sich nichts Ungewöhnliches, wenn ein Spieler aus Zeitgründen von der ersten zur zweiten Mannschaft wechselt – besonders dann nicht, wenn die Zweite unterklassig spielt. Eine andere Geschichte ist es aber, wenn dabei aus einem Defensivspieler auf einmal der Top-Torjäger der jeweiligen Spielklasse wird, der mit einer Quote von 16 Toren in 12 Spielen daherkommt. Dass das möglich ist, zeigt aktuell Rainer Hohberger. Den 22-Jährigen kennt man eigentlich als Stamm-Rechtsverteidiger der Bezirksligamannschaft der SV 05 Froschbachtal. In dieser Saison allerdings, geht Hohberger für die Reserve in der Kreisklasse 1 an den Start und hat sich dort in seiner neuen Rolle schnell eingelebt.
„Ich bin durch meine Ausbildung bei Bayern Hof ja flexibel einsetzbar. Peter (Kanthäuser, Co-Trainer der Zweiten) hat mich dann einfach mal vorne reingestellt. Die Gegner rechnen mit mir eher aus der Zentrale oder von der Sechs“, erklärt Hohberger das Vorgehen. „Letztes Jahr in der Kreisliga hat eben immer einer gefehlt, der die Tore macht“, so der 22-Jährige weiter. Jetzt, in der Kreisklasse, haben die Frösche ihren Torjäger gefunden, wenn auch auf Umwegen. „Ich bin dieses Jahr Vater geworden und habe noch ein Haus renoviert, das vor der Geburt fertig werden musste. Mit der Arbeit noch dazu, hatte ich einfach keine Zeit mehr fürs Training.“ Zweimal die Woche trainieren sowohl die erste, als auch die zweite Mannschaft der Frösche, beide allerdings ohne Hohberger. Umso beachtlicher also, dass der aktuell beste Torschütze der Kreisklasse 1 ohne Übung solche Leistungen zeigen kann. „Naja, bei den meisten Toren wurde ich angeschossen“, scherzt Hohberger über seine starke Quote. Bei der Reserve brachte er sich vor der Saison selbst ins Gespräch. „Ich habe klar gesagt, dass ich, während ich nicht trainieren kann, der Zweiten oder auch der Dritten immer zur Verfügung stehe.“
Bei der Reserve hat Rainer Hohberger trotz seiner erst 22 Lenzen auch schon die Rolle eines Mentors eingenommen. „Dank meiner Zeit in der Jugend von Bayern Hof habe ich einfach eine sehr gute Ausbildung genossen. Das versuche ich den jungen Spielern auch beizubringen. Wir haben ja praktisch eine komplette A-Jugend-Mannschaft.“ Wie es sich bei der SV 05 Froschbachtal gehört, ist der Kader der zweiten Mannschaft gespickt mit den eigenen Nachwuchskickern, die über die Kreisklasse auch langfristig an die erste Mannschaft herangeführt werden sollen. Dabei helfen neben Hohberger auch die „alten Hasen“ Dennis Seim und Fabian Riedl. „Die ganzen Abläufe, das Verschieben und Anlaufen, das Spiel in der Kette, das muss man erst mal lernen“, so Hohberger. Das System scheint zu funktionieren, denn die Frösche liegen klar auf Meisterschaftskurs. Ein Wermutstropfen dabei ist freilich, dass der Wiederaufstieg angesichts der Ausgangslage bei der ersten Mannschaft mit hoher Wahrscheinlichkeit ausbleiben wird.
„Wir wollen trotzdem solange wie möglich vorne dran mitspielen“, so Hohberger. Diese Saison wird der 22-Jährige auch bei der zweiten Mannschaft zu Ende bringen. „Sobald ich dann aber wieder trainieren kann und fit bin, greife ich auch wieder in der Ersten an.“ Die Spiele seiner eigentlichen Stammmannschaft verfolgt er natürlich trotzdem. „Es tut auch ein bisschen weh, dass ich nicht mit eingreifen kann. Die Jungs haben zurzeit einfach Scheiße am Fuß, da rutscht leider auch nicht mal einfach ein Ball rein. So verlierst du dann auch Spiele wie gegen Neuenmarkt.“ Die erste Garde der Frösche liegt aktuell abgeschlagen auf dem letzten Platz in der Bezirksliga, der Klassenerhalt liegt aktuell in weiter Ferne. „Aber wir müssen da einfach immer weitermachen und auf den ein oder anderen Punkt hoffen. Das zweite Jahr ist ja auch immer das schwerste.“
Ob in alter oder neuer Rolle, Rainer Hohberger unterstützt die Frösche weiter tatkräftig. Dabei ist es ihm auch egal, ob er Tore schießen oder verhindern soll: „Beides macht Spaß. Hauptsache kicken und danach ein Seidla mit den Jungs trinken!“
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Quelle: Frankenpost Nr. 235, 10. Oktober 2024, Text: Benedikt Günther